Kautschuk: Die Geschichte der schwarzen Autoreifen

4 min readMar 1, 2024

Aus Naturkautschuk werden, wie die meisten Menschen vermutlich wissen, neben vielen anderen Dingen des Alltags auch die so selbstverständlichen wie auch essenziellen Reifen für zahlreiche unterschiedliche Fahrzeugtypen hergestellt, vor allem für Pkw, Lkw oder Fahrräder. Rund 70 Prozent der internationalen Gewinnung und Verarbeitung von Naturkautschuk gehen heutzutage in die Reifenindustrie. Ein durchschnittlicher Pkw-Reifen hat dabei in etwa einen Naturkautschukanteil von 15 bis 20 Prozent.

Doch wie bei so vielen alltäglichen und selbstverständlichen Dingen wissen viele Menschen nicht, wann und wie diese eigentlich entstanden sind beziehungsweise erfunden und etabliert wurden. Hier wollen wir einspringen und die Historie der Autoreifen kompakt und verständlich beleuchten.

Kautschuk und Schwefel: Die Geschichte des Reifens

1844 entdeckte der US-Amerikaner Charles Goodyear im Rahmen eines chemischen Experiments die sogenannte Vulkanisation. Er stellte bei diesem fest, dass eine Mischung aus Kautschuk und Schwefel bei hohem Druck und Hitze nicht einfach zerfließt, sondern ein äußerst elastisches und widerstandsfähiges Material bildet. Dieses Vulkanisieren von Gummi meldete er noch im selben Jahr zum Patent an.

1845, also nur ein Jahr später, reichte der Schotte Robert William Thomson ein Patent für einen Luftreifen mit vulkanisiertem Schlauch ein, fand in den Folgejahren trotz erfolgreicher Tests allerdings keine Abnehmer für sein damals innovatives Produkt, welcher seiner Zeit vermutlich zu weit voraus war.

1888, mehr als 40 Jahre später, konstruierte der Tierarzt John Boyd Dunlop, ebenfalls Schotte, den ersten Luftreifen für Fahrräder und meldete noch im selben Jahr das Patent an. Bereits im Folgejahr gründete Dunlop seine erste Produktionsstätte für simple Fahrradreifen.

1891 entwickelte auch der französische Industrielle Édouard Michelin einen austauschbaren Gummireifen mit Luftschlauch. Ursprünglich nur für Fahrräder konzipiert, passte er diesen Reifen 1894 für Autoreifen an — und erfand später auch das bis heute bekannte Maskottchen des Michelin-Manns. Innerhalb von nur wenigen Jahren wurde Michelin zum Marktführer im noch jungen Reifenbusiness. Schon 1896 fuhren etwa 300 Taxis in der französischen Hauptstadt Paris mit den von Michelin entwickelten Autoreifen.

1903, zu Beginn des neuen Jahrhunderts, etablierte der hessische Unternehmer und Erfinder Friedrich Veith schließlich Reifen in genormten Größen sowie die Durchsetzung passender und ebenfalls genormter Felgen für Autoreifen. Das auch heute noch bekannte Unternehmen Continental entwickelte 1904 schließlich den weltweit ersten Profilreifen für die Automobile jener Zeit.

Kautschuk: Diagonal- und Radialreifen

Damals waren sämtliche Autoreifen noch sogenannte Diagonalreifen. Die Cordfäden und Nylonfasern sind bei diesen so angeordnet, dass sie sich schräg (im 55°-Winkel) zur Laufrichtung bewegen, was den Reifen sehr robust und auch bei hohen Lasten widerstandsfähig macht. Allerdings ist der Rollwiderstand bei Diagonalreifen höher, weswegen sie schneller erhitzen und auch mehr Kraftstoff / Energie verbrauchen.

Im Jahr 1948 wurde schließlich der Radialreifen von Michelin entworfen, entwickelt, patentiert und verkauft. Im Gegensatz zum Diagonalreifen werden die Gewebeschichten beim Radialreifen im 90°-Winkel übereinandergelegt. Dadurch erhitzen diese nicht so schnell, bieten eine geringeren Rollwiderstand, haben eine höhere Laufleistung (vor allem bei höheren Geschwindigkeiten) und bieten zudem einen besseren Grip beim Beschleunigen und Bremsen.

Warum sind Reifen schwarz, obwohl Naturkautschuk weiß ist?

Bekanntermaßen sind Reifen, ob für Pkw, Lkw, Fahrräder oder andere Vehikel, schon seit ihrer Frühzeit schwarz. Manch einer mag sich daher schon einmal gefragt haben: Warum sind Reifen grundsätzlich schwarz, obwohl Naturkautschuk, der milchige Saft der Kautschukpflanzen, eigentlich absolut weiß ist?

Kautschuk ist grundsätzlich nicht nur klebrig, sondern vor allem auch weich. Um einen elastischen, aber zeitgleich festen Gummireifen herstellen zu können, müssen dem weißen Kautschuk noch diverse weitere Stoffe beigemischt werden, damit dieser die typischen und gewünschten Eigenschaften erhält. Dazu gehören unter anderem Textilien, Öl und auch Ruß. Genau dieses Ruß sorgt nicht nur für die Abriebfestigkeit eines Reifens, sondern eben auch für die charakteristische schwarze Färbung.

Rein technisch betrachtet wäre es heutzutage ohne Probleme möglich, farbige und auch farbig bedruckte Reifen zu produzieren. Vor einigen Jahrzehnten gab es zwischenzeitlich auch die sogenannten Weißwandreifen, welche, wie der Name schon verrät, eine Kautschuk-weiße Wand hatten, dabei allerdings eine schwarze Lauffläche. Die Massenproduktion solcher Edelreifen, welche heutzutage nur noch recht selten an einigen gut erhaltenen Oldtimer-Fahrzeugen montiert zu finden sind, würde sich finanziell höchstwahrscheinlich allerdings auch nicht lohnen: Das Interesse an komplett weißen Reifen, welche schon nach kurzen Fahrtdistanzen komplett grau und verdreckt werden, dürfte in der heutigen Zeit wohl eher gering sein.

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Timberfarm GmbH
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Written by Timberfarm GmbH

Maximilian Breidenstein ist Geschäftsführer der Düsseldorfer Timberfarm GmbH, die auf die Produktion und den Handel von Naturkautschuk spezialisiert ist.

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